Katmandu

Tagsüber quellen die Straßen und Gassen der Stadt schier über: Rikschafahrer, Straßenverkäufer und Ladenbesitzer preisen ihre Waren und Dienste an, Bettler wollen ihren Anteil am Brieftascheninhalt, das allgegenwärtige "Namaste, have a look..." mischt sich mit dem ebenso allgegenwärtigen "where do you come from,... which Hotel do you stay?" und dem "gimme Rupee" zu einem Klangbrei, gewürzt mit permanentem Hupen, Klingeln und Motorengedröhn. Staub und Smog wollen ihren Tribut: überall wird gerotzt und gespuckt, das Fehlen sanitärer Anlagen in den Häusern macht sich in einem beißendem Urin- und Fäkalgeruch bemerkbar.

(C) 2000 tw.Ein paar Meter weiter verbreiten kleine Garküchen den Duft aromatischer Speisen von deren Genuss aufgrund hygienischer Erwägungen allerdings dringend abzuraten ist.

Aufmerksam verfolgt von einem der Straßenhunde, zerlegt ein Fleischhändler eine tote Ziege auf dem Erdboden, kurz darauf eingehüllt in die fettigen Abgasschwaden eines Zweitaktmotorrades das, vom Fleisch kaum 50 cm entfernt, wenig später hier vorbeifährt.

Diese und andere Wolken haben den Blumenkohl des benachbarten Gemüsestands längst schwarz eingefärbt. Ein deutscher Beamter der Gewerbeaufsicht oder des Gesundheitsamtes wäre wohl den Tränen oder dem Suizid nahe. 


Vielleicht ist ja deshalb der 53 m hohe Bhimsen-Tower, der früher einen guten Ausblick über die Stadt bot, nicht mehr zugänglich... 

(C) 2000 tw.Geradeaus zu gehen ist in Katmandu schier unmöglich. Man stelle (C) 2000 tw. sich die 
Fußgängerzone einer größeren Stadt an einem Wochenende kurz vor Weihnachten vor (nur ohne Schnee). Hinzu kommen noch (heilige) Kühe die kreuz und quer gehen oder stehen, freilaufende Hühner und Hunde, ständig bedroht von den erwähnten Rikschas und Motorrädern die mal mehr, meist aber weniger rücksichtsvoll in allen Richtungen durch das Gewühl donnern.

 

 

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Die ganze Stadt ist ein einziges Freilichtmuseum. Überall  (C) 2000 tw.
Holzschnitzereien an den Fensterstöcken, Steinmetzarbeiten und Tempel an und vor den Hausfassaden. Jeder Hinterhof, sei er noch so winzig, beherbergt eine kleine Stupa;  Myriaden von Räucherstäbchen tragen zum mystischen Flair der Stadt bei, alles bewacht von Buddhas Augen. Sobald man stehen bleibt, um etwas zu betrachten, wird man umlagert von Bauchladenverkäufern, Bettlern, Geldwechslern, Schuhputzern und selbsternannten Tourist-Guides.

Lehnt man höflich, aber nachdrücklich ab, geschieht nach kurzer Zeit etwas sehr seltsames: Man wird aufgesogen und integriert in dieses Treiben. Wie das Wasser eines Baches, in den man einen großen Stein geworfen hat, beginnt das Gewühl nun um einen herumzufließen und eine eigenartige "Ruhe" tritt ein, ähnlich der im Auge eines Taifuns. Man kann jetzt alles machen – einfach nur beobachten, die Straßenkarte studieren, fotografieren oder was einem gerade so einfällt. Dieser Frieden wird allerdings zerstört, sobald man nur einen einzigen Schritt macht. Unbarmherzig stürzt sich das Heer der Dienstleister wieder über einen...

Der Durbar-Square samt seiner Umgebung ist wohl einer der schönsten, nuancenreichsten und interessantesten Plätze der Stadt. Wunderschön ist es, auf den Stufen des Shiva-Tempels zu sitzen und aus der Vogelperspektive das wuselige Treiben zu verfolgen. Auch hier sind die ersten 2,3 Minuten die schlimmsten, anschließend ist man aufgesogen, akzeptiert, integriert. Gerade so, als ob man hierher gehöre und schon immer da gewesen sei, wie der Tempel, die Tauben, die Hunde.  (C) 2000 tw.

 

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Hier am Durbar Square finden sich auch zahlreiche "heilige" Männer (Sadhus) – aufgrund ihrer Kleidung, Haartracht und ihrer farbenfrohen Schminkereien meist sehr dankbare und interessante Fotomodelle. Ursprünglich sind Sadhus heilige Männer, widmen ihr Leben der Religion und leben vom Betteln. 

 Die Sadhus vom Durbar Square sind eher Fotomodels als Bettler. Robert  Lembke hätte seine wahre Freude gehabt: schon von weitem wird der kamerabewehrte Tourist mit einer "typischen Handbewegung" begrüßt - dem Nachahmen des auf-den-Auslöser-drückens.

 

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Früher, bis in die 7oerJahre hinein, gab es, zur großen Freude der Hippies, rings um den Platz noch die "Authorized Ganja-Shops". Hier wurde Cannabis in allen Variationen ganz legal gehandelt, als Kraut, als Keks, als Tee. Die derart Versorgten saßen dann stundenlang auf den Tempelstufen in der Sonne, suchten und fanden dort ihr ganz persönliches Shangri-La.

Einst Bestandteil religiöser Zeremonien, dräute dem Abendland durch die stoffliche und thermische THC-Verwertung wohl derart großes Unheil, dass der Handel auf massives Drängen der USA hin 1973 verboten wurde. Seit 1976 ist auch der Anbau verboten, und auf Erwerb bzw. Besitz von Drogen stehen happige Gefängnisstrafen.

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Thamel

Viele berühmte, aber auch viele berüchtigte Unterkünfte liegen in Thamel, dem quirligen, manchmal auch nervigen Touristenviertel westlich des neuen Königspalastes. Das Katmandu-Guest-House findet sich hier ebenso wie das Garuda-Hotel, in welchem mehrere berühmte Everest-Stürmer logierten. Unter ihnen Reinhold Messner, ebenso wie 1996 Jon Krakauer und andere Teilnehmer der zu tragischem Ruhm gelangten Expedition.

Thamel ist das Trekkerzentrum Katmandus. Das Gewirr enger Gassen ist ein riesiges Fachgeschäft für Bergsteigerbedarf und beherbergt ungezählte Läden die Bergschuhe, Rucksäcke, Anoraks, Thermowäsche, Seile, Haken, Leitern, Kerosinkocher und weiß Gott was noch an- und verkaufen, mieten, tauschen...

Das Leben und Treiben hier, so exotisch es uns erscheint, ist in etwa so authentisch Oberammergau oder Rothenburg/Tauber. Vor lauter Fremdartigkeit übersieht man leicht einen Teil des wahren Lebens ein paar Straßenzüge weiter.

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(C) 2000 tw.Essen in Katmandu

Sogar in den teuren Restaurants ist das Essen für unsere Verhältnisse "billig", allerdings kann man nicht unbedingt unseren Standard erwarten. Fleischgerichte gehören zu den Hochpreisartikeln, ebenso alkoholische Getränke. Recht schmackhaft fanden wir das nepalesische Star-Bier, es wird "under german technical colaboration" hergestellt. Die nepalesische Küche ähnelt der indischen, allerdings ohne deren Vielfalt und Kreativität. Das Nationalgericht nennt sich Daal Bath – schwarze Linsen mit Reis - wir bekamen es i.d.R. ziemlich geschmacksneutral serviert. Da Nepal ein hinduistisches Land ist, gelten Rinder als heilig; Rindfleisch wird offiziell nicht verkauft/verzehrt. "Beef" steht deshalb für Wasserbüffelfleisch, ähnelt in Aussehen und Geschmack dem Rindfleisch und ist recht schmackhaft. Schweinefleisch (Pork) steht auf vielen Speisekarten, wird aber nur von den Angehörigen der unteren Kasten konsumiert. Eine Fleischkontrolle (Trichinenschau) findet übrigens nicht statt...

Unter der Bezeichnung "Mutton" kommt meist Ziegenfleisch (nicht Hammel!) auf den Tisch. Das Fleisch ist gut essbar, aber recht fett. Von den kleinen Garküchen muss dringend abgeraten werden, die hygienischen Zustände sind katastrophal! Wer unterwegs Hunger bekommt, kann diesen z.B. im Nanglo´s Bakery stillen. Neben allerlei Gebäck gibt es hier auch eine landestypische Spezialität namens "Momos".

Momos sind spottbillige, etwa walnussgroße, gedämpfte Teigtaschen (wie Maultaschen) mit einer Füllung aus Mutton, Chicken oder Gemüse und werden mit einer leicht scharfen Currysauce serviert. Aufgrund des hohen Fettgehalts sind vor allem Mutton-Momos nicht jedermann zuträglich; es gibt aber auch Pizza und Hamburger. Das Nanglo´s Cafe & Pub am Durbar Marg hat eine schöne Dachterrasse und leckere Suppen (z.B. Nepali-Style).

Wer nach guten Restaurants in Katmandu fragt, bekommt meist folgende Adressen empfohlen:

Nanglo´s Chinese Room & Restaurant
Nicht zu verwechseln mit den vorgenannten Nanglo´s - sie gehören aber zusammen! Hier fanden wir sehr gutes (chinesisches + nepalesisches) Essen und gute Bedienung zu günstigen Preisen. In gemütlichem Ambiente ließ es sich trefflich tafeln und den Tag ausklingen. Inklusive dem obligatorischen Bierchen zahlten wir hier zwischen NPR 500 – 600 für 2 Personen, umgerechnet ca. DM 13 – 15. Manch verstimmter Magen wird hier wieder zur Ruhe kommen...

Unser Tipp: Jakocs, vielleicht bekannter unter dem Namen "Chinesisches Fondue" oder "Mongolischer Feuertopf". Verschiedene Gemüse, Prawns, Hühnerfleisch, Mutton, gewürfeltes Fischfilet, Pilze etc. werden am Tisch in Brühe gargekocht. Dazu wird Reis sowie chinesisches Brot (aus Hefeteig) und chinesischer Salat (kann man hier unbesorgt essen) serviert.

Als Vorspeise gibt’s Suppe, hinterher Tee nach Wahl. Leider muss man das Menü vorbestellen (1 Tag).

Katmandu Kitchen
Dieses Restaurant ist bekannt für seine "original nepalesische" Küche und wird einem auch gerne empfohlen. Wer sich hier einfindet bekommt zunächst lediglich eine Getränke und die Menü-Karte. Letztere allerdings ohne dass darin Preise aufgeführt wären. Eine Speisekarte erhält man auf Nachfrage, da stehen dann auch Preise drin. Das Menü wird mit NPR 700 pro Person berechnet, war lieblos gekocht, fade gewürzt aber essbar. Die Kellner waren recht nett und sehr bemüht, erklärten uns gerne die Vorzüge des nepalesischen Reisschnapses (im Menü inbegriffen) und bestanden darauf, die kleinen Tonschälchen immer wieder nachzufüllen %-)

Banchha Ghar
Hier waren wir restlos enttäuscht: der Service grottenschlecht, das Essen miserabel, die Preise gesalzen. Auch hier kam automatisch die Menükarte (ohne Preise) - a la carte nur auf Nachfrage. Erinnert hat uns das Banchha Gar an die Bustouristenrestaurants in Deutschland u. Österreich.

Es soll vor allem bei japanischen Touristen sehr beliebt sein. Abends werden "original nepalesische" Folkloretänze aufgeführt, die Musik ist dann recht laut.

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