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Am 16.12.1953 lief das Schiff, das
später als "Chrisoula K." ein trauriges Ende nehmen würde, unter dem Namen
Dora Oldendorff vom Stapel. Die Reederei E. L. Oldendorff setzte das in
Lübeck von Orenstein & Koppel gebaute Schiff als Stückgutfrachter ein.
Als letzte Fracht hatte die "Chrisoula K." 3700 t italienische Bodenfliesen geladen, und diese liegen auch heute noch
im Laderaum des Schiffes. Unter Tauchern ist sie daher auch als
"Fliesenfrachter" bekannt.
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Daß das Penetrieren von Wracks nichts
für Tauchanfänger ist,
gilt in besonderem Maße bei der "Chrisoula K."!
Zwar ist das Wrack gut zugänglich und
sehr interessant, aber die "Chrisoula" weist so ziemlich alle Gefahren des
Wracktauchens auf die man sich vorstellen kann. Die "Chrisoula" gehört mittlerweile
eindeutig zu der Sorte Wrack, die man nur mit einiger Erfahrung
penetrieren sollte!
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Das Schiff hat seine endgültige Lage
noch nicht gefunden, und wer bereits öfters dort war, kann deutliche
Veränderungen ausmachen. Im Inneren sind die Vertikalstreben der Handläufe
teilweise so verrostet, daß sich wahre Speere gebildet haben. An vielen
Stellen stehen rasiermesserscharfe Metallteile ab, die sehr leicht den Anzug
aufschlitzen oder - wie einem Tauchpartner passiert, den Fuß!
Hinzu kommt, daß die "Chrisoula" sehr viele Engstellen besitzt (Stichwort: "Wellentunnel"
oder der Schacht im Motorraum). Man muß sich unbedingt vorher überlegen, wie
man aus der Engstelle wieder herauskommt - Wenden ist oft nicht
möglich!
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Auch wenn die ägyptische Regierung das
Tauchen mit Handschuhen gesetzlich verbietet, sollte das Wrack nur mit
Handschuhen betaucht werden. Es läßt sich nicht vermeiden, sich irgendwo
festzuhalten und neben zu erwartenden Schnittwunden muß man auch mit leichten
Verätzungen vor allem der Fingerkuppen rechnen. Woher diese Verätzungen
kommen, konnte ich nicht definitiv herausfinden, ich habe allerdings den
überall vorhandenen Bewuchs mit flaumartigen Weichkorallen in Verdacht.
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Bei den Tauchgängen muß man sich
bewußt sein, daß jederzeit(!) irgendwo etwas ab- oder einbrechen kann oder
sich gar die Lage des Schiffes verändern kann!
Während bei früheren Tauchgängen der
Wellentunnel nur vom Inneren her zugänglich war, kann man jetzt auch von der
Schraube her kommend hineintauchen. Die Schiffswand ist dort weit aufgeplatzt.
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Eine Anekdote zum Schluß: mit uns auf
dem Tauchboot war jemand, der früher zur See fuhr und Anfang der 60er-Jahre
einige Zeit auf der Dora Oldendorff angeheuert hatte. Er war schon öfters
dort und hatte während seines ersten Tauchgangs am Wrack gar nicht gewußt,
daß das früher mal "sein" Schiff war.
Es war sehr interessant, das Wrack mit
jemandem zu betauchen der es "zu Lebzeiten" gekannt hat.
Noch ein par Daten zum Schiff: Länge
ca. 100m, Breite ca. 15m, Lage UW ca. 30° geneigt.
Aufgelaufen am 30.08.1981, später dann zerbrochen und gesunken.
Die Daten stammen aus dem Buch
"Wracktauchen - Die schönsten Wracks im Roten Meer", Stoll, Kefrig,
Mietz, erschienen im Naturbuch-Verlag, ISBN 3-89440-353-5
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